Trotz der schwierigen Umstände, nahmen auch in diesem Schuljahr wieder einige Schüler/innen unserer heurigen 8. Klassen an der Philosophie- Olympiade „Philolympics“ teil. Wir gratulieren ganz herzlich unseren Schulsieger/innen: Hanna Mayr 8A und Phillip Grafinger 8D.
Zu einem der folgenden Themen war ein Essay zu schreiben:
- Die Pandemie ist das genaue Gegenteil der Klimakrise, in der die Jungen sagten: Ihr Alten habt so gelebt, dass ihr unsere Zukunft gefährdet. Jetzt sagen die Alten: Ihr Jungen gefährdet uns, weil wir für eure Entscheidungen vielleicht mit unserem Leben bezahlen müssen. Ivan Krastev: Interview im Spiegel 27/2020 vom 26. 6. 2020
- Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen. Hannah Arendt im Gespräch mit Joachim Fest. Hörfunksendung des Südwestfunks am 9. 11. 1964
- Sicheres Wissen ist uns versagt. Unser Wissen ist kritisches Raten; ein Netz von Hypothesen; ein Gewebe von Vermutungen. Diese Einsicht mahnt zu intellektueller Bescheidenheit. Karl Popper: Logik der Forschung, 1935. Zitiert aus: Reininger, Robert; Nawratil, Karl: Einführung in das philosophische Denken, 1985, S. 76
- Das Prinzip der Meinungsfreiheit beschäftigt sich nicht mit dem Inhalt der Rede eines Menschen und schützt nicht nur die Äußerung guter Ideen, sondern aller Ideen. Wenn es anders wäre, wer würde dann bestimmen, welche Ideen gut wären und welche verboten sind? Die Regierung? Ayn Rand in einem Vortrag im Ford Hall Forum 1978
Unsere Schulsieger/innen Hanna Mayr 8A und Phillip Grafinger 8D haben zu dem Zitat des österreichischen Philosophen Karl Popper geschrieben. Die zwei Maturanten, am Ende ihrer Schullaufbahn stehend, stellen sie sich in ihren Essays die Frage nach der Möglichkeit sicheren Wissens. Dabei schreiben sie interessante und wichtige Gedanken nieder.
Phillip zweifelt an der Möglichkeit, sicheres Wissen zu erreichen. Er greift bei seiner Argumentation wichtige Aspekte, wie etwa die unsichtbare Verknüpfung von Zeitgeist und anerkanntem Wissen, auf. Er sieht in dem allgemeinen Zweifel an unserem „Wissen“ eine Notwendigkeit, jedoch gleichzeitig eine wesentliche Basis für die Offenheit gegenüber den „Wahrheiten“ anderer. Er führt in diesem Zusammenhang das wesentliche Kriterium des methodischen Zweifels an: Den Zweifel an sich selbst. Obwohl Wissen relativ sei, sollte uns gerade diese Erkenntnis aufzeigen, dass Wahrheit immer nur intersubjektiv bestehen kann und wir daher immer den Ausstauch mit anderen anstreben sollen. Er bezieht sich dabei sowohl direkt als auch indirekt auf Sokrates, der in seinem Streben nach Weisheit die Bescheidenheit und die zwischenmenschliche Kommunikation in den Fokus stellt.
Hanna beschäftigt sich in ihrem Text mit dem allgemeinen Nutzen von „Wissen“ in unserer Gesellschaft und entlarvt das „Wissen“ als etwas, das wir unseren Ansprüchen, Neigungen und Werten entsprechend formen können und wollen. Es gebe kein sicheres Wissen, man „prahle“ nur allzu gerne damit und suche in dem vermeintlichen Wissen Sicherheit.
„Das Wissen, welches eng mit der Wahrheit verknüpft ist, ist also eine fragile Sache, welche mit gesellschaftlichen Veränderungen einhergeht und dessen Spektrum leicht verschoben werden kann. Wenn man die Geschichte der Menschheit betrachtet, von der Steinzeit über die Antike und das Mittelalter, die Renaissance bis in die frühe Neuzeit, ist Wissen ständig „verloren“ gegangen und wiedergefunden worden und hatte je nach Zeitperiode einen anderen Stellenwert in der Gesellschaft….
„Ich weiß, dass ich nichts weiß“… Wenn Sie nun meinen, dass es nicht gut sein kann, den Worten von Menschen zuzuhören, die Unwahrheiten verbreiten, dann sollten Sie sich vermutlich noch einmal den ersten Satz dieses Absatzes durchlesen, damit Sie dann vielleicht begreifen, dass alles Wissen relativ ist und man Menschen nicht Wissen näherbringen kann, wenn man ihnen den Mund verbietet, denn vielleicht können sie ja selbst in den „Unwahrheiten“ der anderen eine Wahrheit herausfiltern und infolge dessen, diese Wahrheit mit Ihrer Realität verbinden, um ein besseres Verständnis für alle zu schaffen.“
Phillip Grafinger 8D
„„Wissen“, so wie wir diesen Begriff verstehen, gibt es nicht. „Wissen“ in unserem Sinne ist an sich im Endeffekt also bedeutungslos. Denn zu „wissen“ im Sinne der Definition unserer Gesellschaft, dass Klimawandel, Armut, Kriege und Welthunger riesige Probleme sind, ist eine Sache, dieses „Wissen“ gemäß seinem gesellschaftlich hohen Stellenwert sinnvoll zu nutzen eine ganz andere.“
Hanna Mayr 8A
Die Siegertexte wurden an die OÖ-Jury der Philolympics weitergeleitet. Am 04.02.2021 fand online die Preisverleihung statt. Dazu waren alle Schulsieger/innen der teilnehmenden Schulen aus ganz Oberösterreich eingeladen.
Im Rahmen dieser Veranstaltungen hörten unsere jungen Philosoph/innen einen Vortrag des Ethikprofessors Thomas Moors zu dem Thema „Zuvielisation“ und die Landessiegerin Lena Vöß las ihren beeindruckenden Text vor. Wir danken allen Schüler/innen, die trotz der schwierigen Situation, die mit sehr viel ermüdender Computerarbeit verbunden ist, bereit waren, Essays zu verfassen und ihre Gedanken dabei auf eine philosophische Reise zu schicken. Es hat sich gelohnt!